Impressionen ACT Italien 2020


Nach intensiver Vorbereitung von ACT Rumänien wurden wir von Covid19 gebremst. Ungarn hat die Tore geschlossen, da Rumänien zum Risikogebiet erklärt wurde. Drei Wochen vor Start der Tour Rumänien habe ich dann entschieden das wir als Alternative ACT Italien unter die Stollen nehmen wollen. Vorab sei gesagt, dass wir diesmal von jeglicher Panne verschont blieben aber dafür leider einen Verletzten mit zurück brachten. An einer eher unkritischen Stelle vor einer Kurve bergabwärts, kam es zu einem Verbremser und zack, Vorderrad weg. Das Moped traf wie so oft den Knöchelbereich. Leider war der eher einfache Endurostiefel dem Schlag nicht gewachsen und .... so war es dann! Aua, Aua, Aua! Von da an ging für diesen Teilnehmer die Tour auf der Straße weiter, doch der Besuch im Krankenhaus blieb uns erspart. Damit wären wir bei der Ausrüstung! Ich werde noch mehr darauf achten müssen dass jeder Teilnehmer die Tour mit neuen Stollenreifen antritt. Irgendwelche Kompromisse wird es nicht mehr geben. Ohne Stollen im Format eines TKC80 oder Anakee Wild bleibt man besser Zuhause. Das Gleiche, gilt für Stiefel und Protektoren. Ich möchte in Zukunft Hartschalen sehen. Verletzungen behindern die ganze Gruppe und sind mit ordentlicher Schutzausrüstung i.d.R. vermeidbar. Ich, bzw. wir alle hatten die Verletzung unterschätzt und wenn der Teilnehmer nicht so ein gnadenlos harter Hund wäre, hätten wir gleich am ersten Tag abbrechen müssen.

Zum ACT Italien sei gesagt, es war 2020 nicht die einfache Schottertour wie die ACT Jungs aus 2019 berichteten. Wir hatten durch Straßenbaumaßnahmen und viele Auswaschungen einige echt anspruchsvolle Passagen unter den Stollen. Einige von uns waren mehr als einmal am Limit, haben aber durchgezogen. Die Tour verlangt Kondition und wenn man wie wir, bis kurz vor Schluss, alle Passagen der Tour fährt, reichen die fünf Tage nicht aus. Wir sind i.d.R. gegen 9:30 gestartet und waren i.d.R. nicht vor 18 Uhr am Zielort. Zugegeben, wir hatten auch für die Hotelsuche immer täglich einiges an Zeit verbraten. Inklusive unseren Abstechern nach L'Aquila und auf den Grand Sasso waren wir deshalb 7 Tage bis an Meer unterwegs.    

Die Tour zeichnet sich durch teileweise sehr lange und auch tiefe Schotterpassagen aus. Der Tourabschnitt oberhalb des Lago Trasimeno ist anspruchsvoll. Das zeigt das ACT-Video nur im Ansatz und mich wundert es nicht, das dort ein Teilnehmer mit Rippenbruch ausgeschieden ist. Für mich war das Highlight, das wir dieses Stück alle ohne Sturz bewältigt haben. Frei nach dem Motto 'Geschwindigkeit bringt Sicherheit'. Wer hier fällt, fällt hart und zwar sehr hart. Gut das diese Passage vorher nicht einsehbar ist. Hätte man davor gestanden wäre wohl kaum einer hoch gefahren. Oben angekommen war der Adrenalinpegel dann bei einigen am überschwappen. Ein weiteres gnadenloses Stück, war eine Abfahrt von ca. 2km Länge, mit einem Gefälle von 10%-20%. Ich vermute hier war im Vorjahr noch eine festgefahrene Offroadstraße zum Dorf. Wir trafen dagegen auf eine vom Bulldozer aufgerissen Piste (schaut auf den Hintergrund im letzten Bild). Nicht planiert mit Körnungen von 4-200mm. Wir hatten einige Stürze auf dieser Abfahrt und der Schweiß floß wirklich in die Stiefel. Die Pause fiel danach etwas länger aus und so mancher hatte ab hier viel Respekt vor tiefem Geläuf. Plötzlich kamen drei Fahrer, alle auf Yamaha Tenere 700 den Hang runter. Die Jungs waren top ausgestattet und mal im Schnitt 15-20 Jahre jünger als wir. Jeder von denen lag nach eigener Aussage wohl mehrfach im Geröll und die Stelle oberhalb vom Lago Trasimeno hatten sie auch ausgelassen. Schnell kam die Frage 'wie fährt man denn mit einer so Dicken und 19 Zoll Rad hier runter'? Ich sagte....mit Angstschweiß im Genick, aber es ging. Dieser Tag ging dann für uns auch etwas früher zu Ende. Ein weiteres fahrerisches highlight waren die Schotterserpentinen vor Monte San Vito mit teilweise sehr tiefem Schotter. Hier zeigte sich mal wieder, Geschwindigkeit bringt Sicherheit. Meistens jeden falls und mehr sieht man' im Trailer. Übernachtet haben wir i.d.R. auf Agriturismo. Das ist wirklich zu empfehlen wenn man sich damit abfindet das niemand Englisch spricht. Aber es waren halt die schönsten Erlebnisse was Land und Leute angeht. Den Abstecher zum Campo Imperatore muss man machen, da waren wir uns einig. Dort oben passierten auch im 2ten-Weltkrieg nennenswerte Dinge. Neben den Offroadstrecken fährt man auch auf vielen sehr schlechten Straßen. Teilweise so schlecht, dass man sich endlich wieder eine Piste wünscht. Nach einem Badetag am Meer, den wir auch alle sehr genossen haben, ging es dann in zwei Tagesetappen, auf kleinen und mittleren Straßen, zurück zum Startpunkt.

Fazit: ACT Italien hat mich in fahrerischer Hinsicht etwas überrascht. Es war 2020 definitiv mehr als eine Anfängertour. Verglichen mit Griechenland 2019 auch anspruchsvoller. Die Temperaturen waren grenzwertiger, weil man nicht so hoch in den Bergen fährt wie in Griechenland. Kulinarisch braucht man ja über Italien nichts berichten, einfach Top. Das Team hat trotz Verletzung super funktioniert und die Stimmung hat immer gepasst. Nach Aussagen wie 'das werde ich mein ganzes Leben nicht vergessen' oder 'das war das Beste was ich in den letzten 20 Jahren gemacht habe' oder 'meine fahrerischen Grenzen wurden mehrmals verschoben', bin auch ich super zufrieden wie es lief. Es waren 7 super intensive und anstrengende Tage. Ich rate auch dazu die Unterkünfte nicht vorzubuchen. Die Tage sind lang und einige anderen Gruppen haben die Tracks wegen reservierter Quartiere dann abends abgebrochen und sind deshalb einige Trackabschnitte auch nicht gefahren. Plant deshalb eher 6-7 Tage für die Hinfahrt ein. Nehmt den Grand Sasso mit, das lohnt sich. Die zweitätige Rückfahrt mit ca. 480km die ihr in der Übersicht erahnen könnt, beinhaltet noch einige Schotterstrecken und lässt den Freiraum um am letzten Tag die Mopeds noch auf den Hänger laden zu können. Getreu meinem Motte 'go in group and help each other' war es ein großes Erlebnis auch für mich und ich sag nochmals Danke an die Gruppe.

Nun schauen wir was 2021 bringen wird. Seid gespannt, es muss nicht unbedingt Rumänien werden!


Hier ist der Trailer Version 2